Dunkelkammer ist bereit, Besucher zu empfangen
Rastow. Am 16. März 2020 stellten wir das Schild mit der Aufschrift „Museum geschlossen“ vor unserer Treppe im Rastower Gemeindehaus auf. Jetzt konnten wir es ersetzen durch einen Aushang mit Symbolen entsprechend der Anti-Corona-VO MV.
Die Zeit ohne Besucher nutzten wir abwechselnd, um die Rundfunkausstellung neu zu gestalten. Durch die Übernahme einer Sammlung von Rundfunkgeräten mussten neue Regale gebaut werden. Es galt etwa 50 dazugekommene Koffer-, Transistor- und Röhrenradios unterzubringen. Besonders unsere Sammlung an Röhrenradios wurde durch seltene Stücke enorm aufgewertet. Es ist z.B. ein Radio dabei, das man durch Herunterklappen der Skala einschaltet. Oder ein anderes, dessen Gehäuse aus Blech hergestellt wurde. Radios aus dem VEB Funk- und Feinmechanik Neustadt-Glewe sind ebenfalls ausgestellt. Bis 1967 wurden in Neustadt-Glewe Radios hergestellt.
Aus der äußersten Ecke des Raumes hört man seit kurzer Zeit Morsezeichen. Zwischen Kofferradios, Messgeräten und Röhrenradios findet man dann unsern Mitstreiter Wolfgang Kahl an der Morsetaste. Er schickt kurze und lange Morsezeichen als Pieptöne in den Raum. Aus ihnen setzen sich Buchstaben zusammen, die man wiederum zu Wörtern zusammenfasst. Auf Papier werden diese Zeichen als Punkte oder Striche dargestellt. Man kann sie auch lesen, indem man den Punkt als „Dit“ und den Strich als „Dah“ ausspricht. Erfunden wurde diese frühe Art der Datenübermittlung vor über 180 Jahren von Samuel Morse. Erst viel später, im Jahre 1909 wurde der erste Seenotruf gemorst. So fand das Morsen den Einzug in die Seefahrt und später auch in die Luftfahrt. Dort und im Amateurfunk ist es immer noch aktuell.
2014 wurde die Morsetelegrafie in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Auf diese Art soll das Vergessen verhindert werden.
Das ist auch unser Anliegen. Wir wollen alte Technik erhalten, ebenso das Wissen über sie und den Umgang mit ihr. Ab jetzt können Sie uns wieder besuchen. Wir zeigen Rundfunk, Büro- und Fototechnik und führen Sie gern mit dem erforderlichem Abstand durch unsere Ausstellung, deren Exponate zum Teil über 100 Jahre alt sind.
Oder Sie machen mit und werden Mitglied im Verein „Dunkelkammer Rastow“.
Peter Klodner